Greenwashing – mehr Schein als Sein

Am Thema Klimaschutz kommt heute kein Unternehmen mehr vorbei. Immer mehr Konsumenten achten auf Umweltbewusstsein und fragen verstärkt nach „grünen“ Produkten. Und so setzen sich die Unternehmen selbst immer häufiger mit den Auswirkungen ihres Geschäfts auf die Umwelt und die Gesellschaft auseinander und versuchen, ihre Geschäftsmodelle und Produkte so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Doch oft sind die Firmen und ihre Produkte bei weitem nicht so „grün“ wie sie gern Glauben machen. Stattdessen wird sogenanntes Greenwashing betrieben, um Produkte besser – oder sogar oft zu einem höheren Preis – verkaufen zu können.

Die Anzahl der Kunden, die bei ihrem Einkauf auf einen möglichst geringen CO2-Fußabdruck achten, steigt kontinuierlich. Ob Bio-Lebensmittel, umweltfreundliche Verpackung oder Fair-Trade-Kleidung – der Endverbraucher greift besonders gern zu, wenn das Sortiment „nachhaltig“ Eindruck hinterlässt. Doch sind die Unternehmen ehrlich und ihre Produkte tatsächlich so grün, wie sie beworben werden?

Nicht immer, denn vielen Herstellern ist es einfach zu teuer, tatsächlich nachhaltig zu produzieren und ihre Lieferketten zu kontrollieren. Anstatt eine umweltgerechte Produktion aufzubauen, betreiben manche lieber sogenanntes Greenwashing. Sie investieren in üppige Werbe- und Imagekampagnen, statt tatsächlich entsprechend zu handeln. Waren blumige Webeversprechen teils über Jahrzehnte gängige Praxis in Unternehmen, lassen sich die Kunden angesichts von allgegenwärtiger Transparenz heute nicht mehr so leicht blenden.

Grüner Etikettenschwindel

Das Problem am Greenwashing ist, dass es von außen nicht leicht zu erkennen ist. Denn Unternehmen nutzen verschiedenen Tricks, um dem Verbraucher Nachhaltigkeit vorzugaukeln und mit „Nebelkerzen“ von der Wirklichkeit abzulenken. Aber es gibt ein paar typische Greenwashing-Methoden, die leicht zu enttarnen sind. Dazu zählen beispielsweise oft phantasievolle eigene Gütesiegel von Textilmarken. Sie sollen Umweltengagement signalisieren und das nachhaltige Produktsortiment kenntlich machen. Die Aussagekraft über die Nachhaltigkeit der Produkte und die Arbeitsbedingungen ist begrenzt, da eine offizielle Zertifizierung fehlt. Gern werden ungenaue Begriffe wie natürlich, ökologisch oder umweltfreundlich verwendet, die nicht durch Normen geschützt sind und daher keine nachvollziehbaren Nutzen nachweisen müssen. Auch die Verschleierung ist ein probates Mittel, das gerne und häufig eingesetzt wird. Positive Eigenschaften eines Produkts werden stark hervorgehoben und negative Aspekte verschwiegen oder verschleiert. „Nur aus natürlichen Rohstoffen“ sagt ja nichts über die Qualität der Zutaten. Darüber hinaus schmücken sich einige Unternehmen mit Aussagen wie "gute Energieeffizienz", die für den Kunden ohne Vergleichswerte einfach nicht nachvollziehbar sind. Oder Textilhersteller werben damit, dass sie recycelte Materialien verwenden. Das tun sie auch, aber wenn dies lediglich bei einem Prozent der Kollektion der Fall ist und das Kleidungsstück maximal 20 Prozent recycelte Fasern enthält, ist das noch lange nicht besonders nachhaltig.

Greenwashing gehört zum Alltag der Konsumgesellschaft – bisher zumindest. Es ist gut, dass heute fast jede Firma versucht, ihren nachhaltigen Beitrag zu leisten.  Doch immer noch viel zu viele nutzen ihren Einfallsreichtum, um dem Endverbraucher die vermeintlich grüne Ware schmackhaft zu machen. Dieses Potenzial sollte lieber für echte Nachhaltigkeit eingesetzt werden. Der Wandel lohnt sich, denn enttäuschtes oder verlorenes Vertrauen kann nur mit viel Aufwand wieder zurückgewonnen werden.

Doch es stehen nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Konsumenten in der Verantwortung. Das eigene bewusste Handeln sollte immer auch dem Anspruch gerecht werden, den man an Andere richtet. Gerade auch die junge Generation, die das Thema Nachhaltigkeit so extrem pusht, ist hier teilweise noch ambivalent unterwegs. Erfolge von Textil-Discountern wie Primark, der Fast Fashion zu extremen Niedrigpreisen anbietet, oder Fitness-Shakes und Shisha-Pfeifen mit teils fragwürdigen Inhaltsstoffen sollten zumindest hinterfragt werden.

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