Trump, Social Bots, Brexit, Flüchtlinge: Nur vier Schlagworte, die eng mit dem Begriff Fake News verbunden sind. Mit ausgedachten Nachrichten wird Stimmung für oder gegen eine politische Haltung, einen Staat oder eine gesellschaftliche Gruppe gemacht. Facebook ist ein wahres Eldorado für die Autoren von Fake News, schließlich lockt das Netzwerk mit einer gigantischen Reichweite und dient vielen Nutzern längst als wichtige Nachrichtenquelle: 44 Prozent der US-Amerikaner beziehen ihre Nachrichten von Facebook; in Deutschland immerhin jeder Fünfte. Das reichhaltige Angebot an realen und alternativen Fakten sorgt zudem dafür, dass wir uns auf Facebook bewusst oder unbewusst in die oft zitierte Filterblase begeben und nur noch die Nachrichten sehen (wollen), die unsere Ansichten bestätigen.
Gleichzeitig geraten die etablierten Medien von mehreren Seiten unter Druck. In Deutschland hat der Begriff „Lügenpresse“ traurige Berühmtheit erlangt, der neue US-Präsident sieht sich gar „im Krieg“ mit Journalisten. Natürlich tragen auch handwerkliche Fehler dazu bei, dass viele Leser sich fragen, ob sie das, was sie da gerade lesen, noch glauben können. Erst vor kurzem haben sämtliche Leitmedien in Eilmeldungen verkündet, dass die NPD verboten wird – das sahen die Richter am Bundesverfassungsgericht etwas anders. Solche Fehler kommen zustande, wenn Geschwindigkeit wichtiger wird als Recherche.
Als PR-Agentur oder Unternehmen steht man vor einem Dilemma: Die etablierten Ansprechpartner in den Redaktionen haben (in der Regel zu Unrecht) ein Glaubwürdigkeitsproblem, die neuen Medien haben (oft zu Unrecht) den Ruf, nur aus Fake News und Hate Speech zu bestehen. Doch in diesem Dilemma steckt eine Chance: In diesen Zeiten stärkt gut gemachte, transparente und dialogorientierte Öffentlichkeitsarbeit das Vertrauen in eine Marke ganz besonders.
Der Weg dahin ist alles andere als einfach – insbesondere, weil am Wegesrand so viele Versuchungen lauern: Schnell mal für kleines Geld 2.000 Fans kaufen (gerne auch aus Pakistan, ist günstiger), dazu noch ein paar Bots, um die eigenen Posts zu liken und zu teilen, unliebsame Kommentare löschen und als Krönung ein bisschen flunkern, was den Plutoniumgehalt des neuen Produktes betrifft. Diese Versuchungen sind tabu!
Auch, wenn PRler natürlich eine andere Aufgabe als Journalisten haben, muss ihre Arbeit journalistischen Standards genügen. Und sie müssen bereit sein, sich kritischen Fragen zu stellen und sie zu beantworten – ob diese nun vom Chefredakteur des SPIEGEL oder von Michael Müller aus Oberempfenbach kommen. Nur so werden sie von den Medien und von den Nutzern als vertrauenswürdige Partner ernstgenommen – und sorgen gleichzeitig für Lichtblicke in Zeiten gezielter Desinformation.
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